NFC (Near Field Communication) begegnet uns heute fast täglich – sei es beim kontaktlosen Bezahlen mit dem Smartphone, beim Öffnen von Türen mit einem Chip oder beim Scannen von Tickets im öffentlichen Nahverkehr. Die Technologie ist praktisch, sicher und vor allem schnell, da sie Daten über kurze Distanzen ohne Kabel überträgt.

Doch NFC kann noch viel mehr. Auf der Maker Faire 2025 in Hannover habe ich ein spannendes Gadget entdeckt, das den bekannten Einsatz von NFC um eine clevere Idee erweitert: einen passiven NFC-Temperatursensor. Dieser winzige Sensor benötigt keine Batterie und keinen Stromanschluss – er wird allein durch das Smartphone mit Energie versorgt, liest die Temperatur aus und sendet den Wert direkt zurück. Klein, smart und völlig unabhängig von externer Stromversorgung.



Wie kann etwas Elektrisches ohne Batterie funktionieren?
Auf den ersten Blick klingt es fast wie Zauberei: Ein elektronisches Gerät, das keine Batterie und keinen Stromanschluss benötigt – und trotzdem zuverlässig funktioniert. Doch das Prinzip dahinter ist genial einfach: Energiegewinnung aus dem NFC-Feld.
Wenn du dein Smartphone an einen NFC-Tag oder Chip hältst, baut es ein elektromagnetisches Feld auf. Dieses Feld enthält nicht nur Informationen, sondern auch Energie. Der passive NFC-Temperatursensor nutzt genau diese Energiequelle.



Auf der kleinen Platine befinden sich Kondensatoren, die durch das NFC-Feld des Smartphones aufgeladen werden. Sobald genügend Energie gespeichert ist (knapp 3 Volt), kann der ATTiny1626-Mikrocontroller gestartet werden. Dieser liest den hochpräzisen TMP117-Temperatursensor aus und sendet die Temperaturdaten über den NFC-Chip direkt zurück an das Smartphone.



Nach der Messung entlädt sich der Kondensator wieder – der Sensor ist also erneut komplett stromlos. Für eine weitere Messung muss das Smartphone wieder an den Sensor gehalten werden. So entsteht ein cleveres Prinzip: Energie nur dann, wenn man sie wirklich braucht.
Wofür eignet sich ein passiver NFC-Temperatursensor?
Ein Temperatursensor, der keine Batterie benötigt und nur auf Abruf funktioniert, klingt zunächst nach einer technischen Spielerei – ist aber in vielen Situationen durchaus nützlich.


Mögliche Einsatzszenarien:
Transportkontrolle
Bei empfindlichen Gütern wie Medikamenten, Elektronik oder Lebensmitteln lässt sich unterwegs schnell prüfen, ob die Temperatur noch im sicheren Bereich liegt – ohne den Sensor aktiv mit Strom versorgen zu müssen.
Lagerung überwachen
Ob im Kühlschrank, im Vorratsraum oder im Weinkeller: Ein kurzer Scan mit dem Smartphone reicht, um die Temperatur zu prüfen. Kein Batteriewechsel, kein Kabelsalat.
Immer dabei am Schlüsselbund
Dank seiner geringen Größe kann der Sensor am Schlüsselbund getragen werden. So hat man jederzeit die Möglichkeit, schnell die Umgebungstemperatur zu messen.
Outdoor & Garten
Für den Einsatz im Gartenhaus, in Pflanzkästen oder in Outdoor-Boxen: Der Sensor kann einfach dort platziert werden und liefert bei Bedarf die aktuelle Temperatur.
🎓 Bildung & Workshops
Perfekt geeignet, um Schülern und Bastlern zu zeigen, wie Energiescavenging funktioniert – also das Gewinnen von Energie aus Umgebungsfeldern wie NFC.
Der entscheidende Vorteil: Der Sensor benötigt nur dann Energie, wenn man ihn wirklich abfragt. Es gibt keinen Akku, der leer werden könnte, und kein Bauteil, das regelmäßig gewartet werden muss.
Temperatur mit dem Smartphone auslesen – so geht’s
Das Auslesen des passiven NFC-Temperatursensors funktioniert mit jedem modernen Smartphone, denn nahezu alle Geräte besitzen inzwischen einen NFC-Chip. Über diesen Chip werden auch alltägliche Dinge wie kontaktloses Bezahlen, ÖPNV-Tickets oder das Öffnen von Türen abgewickelt. Genau diese Technik können wir hier nutzen, um die Temperatur abzufragen.
So gehst du vor:
- NFC aktivieren
Auf vielen Geräten ist NFC bereits aktiviert, falls nicht, kannst du es in den Einstellungen einschalten. - App installieren
Zum Auslesen wird eine App benötigt, die NFC-Tags lesen kann. Ich selbst nutze auf meinem Android-Smartphone (Redmi Note 13) die App „NFC Tools“, die kostenlos im Play Store verfügbar ist. Für iPhones gibt es ähnliche Apps im Apple App Store. - Position des NFC-Lesers finden
Der NFC-Leser sitzt in der Regel auf der Rückseite des Smartphones. Die genaue Position unterscheidet sich jedoch je nach Hersteller und Modell. Am besten kurz googeln, falls man den „Sweet Spot“ nicht direkt findet. - Sensor auslesen
Nun das Smartphone einfach auf die kleine Platine legen – der Sensor wird durch das NFC-Feld mit Energie versorgt, startet die Messung und überträgt die Temperaturdaten zurück an die App.



Nach wenigen Sekunden erscheint die aktuelle Temperatur direkt auf dem Display. Da der Sensor stromlos arbeitet, muss für jede neue Messung das Smartphone erneut an den Sensor gehalten werden.
Was kostet ein passiver NFC-Temperatursensor?
Der passive NFC Temperatursensor ist kein Massenprodukt, sondern wird in kleinen Stückzahlen von Hand gefertigt. Das spiegelt sich auch im Preis wider:
- Auf Tindie kostet der Sensor aktuell 39 US-Dollar (ca. 33 Euro).
- Auf der Maker Faire 2025 in Hannover lag der Messepreis sogar etwas niedriger – bei rund 30 Euro.
Der etwas höhere Preis erklärt sich durch die komplett handgefertigte Produktion in Deutschland und die Tatsache, dass es sich nicht um Massenware handelt. Statt auf große Stückzahlen setzt der Entwickler bewusst auf Qualität, Transparenz und Open-Source-Designs. Für Maker und Technikbegeisterte bedeutet das: Man unterstützt nicht nur ein cooles Projekt, sondern auch die unabhängige Arbeit eines Entwicklers.
Fazit
Der passive NFC-Temperatursensor ist für mich ein echtes Highlight von der Maker Faire 2025. Klein, smart und völlig stromlos – genau solche Ideen machen für mich den Reiz der Maker-Szene aus. Auch wenn der Sensor in erster Linie als Gadget gedacht ist, steckt dahinter ein spannendes Prinzip, das zeigt, wie viel Potenzial in NFC-Technologie steckt.
Für mich persönlich ist das Projekt so interessant, dass ich als nächstes einen NFC-Reader für den Arduino besorgen werde, um den Chip auch mit einem Mikrocontroller auszulesen. Dank der eindeutigen Seriennummer jedes NFC-Tags ergeben sich sogar noch weitere spannende Einsatzmöglichkeiten, zum Beispiel eine einfache Zugriffskontrolle in Kombination mit dem integrierten Temperatursensor.
Alles in allem: Ein tolles Projekt, das zeigt, wie Maker mit Kreativität und cleverer Technik neue Wege gehen – und das ganz ohne Batterie.